Jede Erfahrung machen wir über und mit dem Körper. Trauer, Wut, Freude, alles geht mit einer bestimmten Körperhaltung, Anspannung und Entspannung, Mimik etc. einher. Vieles davon ist unbewusst. Die Erfahrungen, die wir gemacht haben, formen unseren Körper – viele Menschen ziehen die Schulter hoch, tragen eine Last auf den Schultern, haben einen Knoten im Bauch oder einen Kloß im Hals. Unsere Sprache hat viele Bilder für den Zusammenhang zwischen Emotionen und Körper – sei es, dass uns die Angst im Nacken sitzt oder eine Laus über die Leber gelaufen ist.

Wenn ich die meiste Zeit eine Last auf meinen Schultern mit mir herum trage, wird sich das Leben schwer anfühlen. Ich erlebe die Welt aus dieser Perspektive. Auch dieses Experiment kennen viele: Wenn man einen Bleistift zwischen die Zähne nimmt und für längere Zeit dort behält, so dass muskulär ein Lächeln simuliert wird, fühlt man sich besser.

Körper und Emotionen sind also stark miteinander verknüpft und so auch, wie wir die Welt erleben. Fühle ich mich offen, erlebe ich und begegne ich der Welt anders, als wenn ich mich schwer und verschlossen fühle.

Durch Körperarbeit eine neue Erfahrung schaffen

Körperarbeit setzt genau da an. Erfahrungen, die ich immer wieder erlebe und mental vielleicht auch schon verstanden habe, kann ich über den Körper verändern. Dabei geht es nicht so sehr darum, eine andere Körperhaltung zu erlernen, denn darunter können die alten Spannungsmuster erhalten bleiben. Es geht vielmehr darum, über den Körper, eine neue Erfahrung zu erschaffen bzw. Erfahrungen zu stärken, die ich schon gemacht habe und die sich gut anfühlen. Das kann ich dann mit einer herausfordernden Situation verknüpfen und diese neu erfahren. Mit „gut anfühlen“ meine ich vor allem auch Erfahrungen, in denen ich gefühlt habe: Das bin ich, das macht mich aus.

Ein Beispiel aus meinem Leben: Ich kann mich daran erinnern, wie ich als Kind über alle möglichen Sachen, wie Computer, Geschichten usw. nachgedacht habe und mich frei gefühlt habe. Ich habe mich auch nicht davon abhalten lassen, wenn etwas eigentlich zu schwer für mich war, wie Bücher über CPU Design. Dieses Gefühl kann ich heute darauf übertragen, mich nicht zu begrenzen und auch Projekte anzugehen, die vielleicht etwas groß sind. Wenn ich an diese Erinnerung denke, ist das ein ganz klares, freies Gefühl. Diesen Teil von mir kann ich über die Erinnerung abrufen.

Das zu stärken was einen Menschen ausmacht darum geht es mir in meiner Arbeit. Das beinhaltet natürlich auch, alte Erfahrungen, Schmerz, Trauer usw. zu verarbeiten. Wenn ich den Menschen in all dem sehen kann, macht es diesen nur umso reicher, es ist Teil der Komplexität und Einzigartigkeit des Einzelnen.

Anders, als wenn ich nur etwas über den Kopf verstanden habe, können neue Erfahrungen die im Körper verankert sind und mental verstanden wurden, langanhaltend bleiben.